»… ein einziger Gedanke« und die Kunst des Philosophierens
Film- und Hörinstallation, Ausstellung und Veranstaltungen zum Jubiläum des in Dresden entstandenen Hauptwerkes Arthur Schopenhauers Die Welt als Wille und Vorstellung
Diese Ausstellung war vom 7. bis 23. Juni 2019 in Dresden im Palais im Großen Garten zu sehen.
„Was durch dieses Buch mitgeteilt werden soll, ist ein einziger Gedanke, ich halte jenen Gedanken für Dasjenige, was man unter dem Namen der Philosophie sehr lange gesucht hat ... je nachdem man ihn von verschiedenen Seiten betrachtet, zeigt er sich als Das, was man Metaphysik, Das, was man Ethik und, Das, was man Ästhetik genannt hat… Ein ganzes Buch aus einem neuen Gedanken …“
Palais im Großen Garten Dresden
Arthur Schopenhauers zeitlose philosophische Gedankenwelt
Philosophie wie eine Kunst zu betrachten ist die Grundidee dieser Ausstellung.
Diese Perspektive wurde von dem jungen Arthur Schopenhauer bereits 1814 selbst formuliert. Kurz nach seiner Ankunft in Dresden beschrieb er in seinem Manuskriptbuch die eigene philosophische Methode, als eine künstlerische Art auf die Welt zu blicken:
„Meine Philosophie soll von allen bisherigen (die Platonische gewissermaßen ausgenommen) sich im innersten Wesen dadurch unterscheiden, dass sie nicht, wie jene alle, eine bloße Anwendung des Satzes vom Grunde ist, was alle Wissenschaften müssen, daher sie auch keine sein soll, sondern eine K u n s t. Vielmehr wird sie nicht an dem was zufolge einer Demonstration sein muss, sondern einzig an dem was i s t sich halten: aus dem Gewirre unseres Bewusstseins wird sie jede einzelne Tatsache herausheben, bezeichnen, benennen: wie der Bildner aus dem großen ungestalten Marmorfelsen, bestimmte Formen heraustreten lässt …“
Film- und Hörinstallation
Schopenhauer unternahm zeitlebens ausgiebige Spaziergänge, so auch damals in Dresden. Er nutzte diese zur Inspiration und gedanklichen Arbeit an seinem philosophischen System.
In einer Installation kann der Besucher ihn nun dabei begleiten, hört ihm gewissermaßen beim Denken zu und schaut durch historische Augen mit ungewöhnlichem Blick auf diese scheinbar vertraute Welt - mit garantiert überraschenden Perspektiven!
In einer Filminstallation (Gesamtdauer: 60 min) und einem Hörraum (15 min) werden wesentliche Inhalte und Aussagen des Buches Die Welt als Wille und Vorstellung vorgesellt. Zu hören ist dabei ein Gedankenmonolog mit Textpassagen des Buches und des handschriftlichen Nachlasses Schopenhauers. Diese werden kombiniert mit vielfältigen aktuellen Filmaufnahmen - von rein dokumentarisch bis surreal inszeniert.
Innerhalb der gesamten Spielzeit hat man die Möglichkeit, Schopenhauers philosophisches System der Willensmetaphysik kennenzulernen. Aber auch jede der einzelnen Szenen (2 – 6 min) zeigt einen jeweils eigenen, in sich abgeschlossenen Aspekt und lohnt einer Betrachtung. Die Besucher entscheiden selbst, wie lange sie in den Räumen verweilen. (Die Filminstallation startet jeweils zur neuen Stunde.)
Da Arthur Schopenhauer in seinem Werk Erklärungen anbietet, für das was immer ist, sind die Texte relevant für jede Zeit, inklusive - jetzt. Durch den wesentlichen und für den modernen, glücksverliebten Menschen durchaus provozierenden Inhalt seiner Philosophie, wird es intellektuell reizvoll und erhellend sein, wenn sich diese zweihundert Jahre alten Texte mit heutiger Bildwelt vermischen. Sowohl zu den existentiellen Grundfragen, als auch zu den aktuellen, konfrontativ geführten gesellschaftlichen Debatten, kann der alte Philosoph - durch seine unkonventionellen und doch gut begründeten Argumente - noch immer überraschende Denkräume eröffnen.
Der besondere, von indisch-budhistischem Denken inspirierte Inhalt des finalen vierten Teiles des Buches wird in einer eigenständigen 15-minütigen Hörinstallation vorgestellt.
Ausstellung
Der Ausstellungsteil bietet Informationen zu Entstehung, Wirkungsgeschichte und der aktuellen Relevanz der Schopenhauerschen Philosophie. Im Zentrum steht dabei die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte des Buches.
Ein zweiter Ausstellungsaspekt widmet sich politischen und gesellschaftstheoretischen Konsequenzen, die sich aus Schopenhauers philosophisch begründeter, liberaler und das Naturrecht des Einzelnen in den Mittelpunkt stellenden Ethik ableiten.
Den dritten Aspekt bildet Schopenhauers hier in Dresden formuliertes Konzept künstlerischen Philosophierens und seine Kritik an rein empirischer, wissenschaftlicher Denkart.
Schopenhauer ließ sich, im Unterschied zu den meisten anderen Philosophen, beim Entwickeln seiner Gedankenläufe auf eigenwillige Art von kritischer Intuition führen. In diesem Sinne philosophierte er künstlerisch. Der intuitiv-ästhetische Blick auf die Welt nimmt bei ihm einen besonderen Rang ein und bildet den Ausgangspunkt seines Denkens. Darin liegt vermutlich ein Grund, dass sich in den nachfolgenden zweihundert Jahren besonders häufig Künstler für sein Werk begeisterten.
In der Ausstellung werden zudem aktuelle und philosophisch inspirierte Zeichnungen des Dresdner Künstlers Andreas Hegewald gezeigt.
Veranstaltungen
In den sechs Abendveranstaltungen - philosophischer und künstlerischer Art – ging es um die sowohl intellektuelle und spielerische Lust am freien Denken sowie die philosophischen Art, auf die Welt zu sehen.
Dabei waren zwischen dem 7. - 23.6. im Palais zu Gast: der Schweizer Orientologe Urs App, die kanadische Philosophin Marie-Michel Blondin, Dr. Thomas Regehly von der Schopenhauer-Gesellschaft, die Leipziger Kunstphilosophin Dr. Konstanze Caysa, der Philosophie-Performer Kurt Mondaugen (alias Dr. Rainer Totzke), der Sprachkünstler Wolfgang Krause Zwieback u.a..
In Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Schule und Bildung bieten wir ein auf die Ausstellung abgestimmtes Unterrichtsmaterial (Klassenstufen 8-12) zu Schopenhauers Philosophie an.
Mitwirkende
- Idee, Projektleitung, Regie, Musik
Dirk Hessel - Kamera, Schnitt
Julius Günzel (Filmpunktart) - Sprecher
Ralf Bockholdt - Regie- und Ausstellungsassistenz
Cilly Zimmermann - Küntlerisch-filmische Mitarbeit
Maja Nagel - Philosophisch-wissenschaftliche Mitarbeit
Dr. Lutz Gentsch - Historisch-biographische Mitarbeit
Jochen Stollberg - Grafik, Design
Georg Schütze - Projektmitarbeit
tristan / Isolde Matkey, Nicole Meyer - Website
Christian Hostettler - pädagogisches Angebot für Schüler
Anne Hupach, Landesamt für Schule und Bildung - Darsteller im Film
Janko Lehmann (Artist), Michaela Mehl (Tanz), die Bands Die Arbeit und Seau Volant, Lina Tayem (Klarinettenspielerin), Tanja Döhring (Bettlerin), Flunker Produktionen u. a. - Sprecher der Hörinstallation
Andrea Post, Oda Pretzschner, Johannes Gärtner und Ralf Bockholdt
Mit freundlicher Unterstützung von:
Das Projekt wird gefördert von:
Medienpartner:
Veranstaltungskooperation mit der Volkshochschule Dresden,
Herzlichen Dank für die freundliche Unterstützung bei der Ausstellung an den Förderverein Palais im Großen Garten e.V., Plakity Kunsthandel u.a.
Vielen Dank für freundliche Unterstützung bei den Filmaufnahmen an:
Dresdner Philharmonie, Elsner Pac Jungpflanzen Thiendorf, Festspielhaus Hellerau, Sächsische Landesbibliothek, Societätstheater, Oelschlägel Immobilien, Sonnenlandpark Lichtenau u. a.