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Schopenhauers Lieblingsbuch

Vortrag

Fr. 14. Juni 20 Uhr

Prof. Dr. Urs App

Was für ein Buch würden Sie in die Verbannung auf eine einsame Insel mitnehmen, wenn es nur ein einziges sein darf ?

Für Schopenhauer gab es gar keinen Zweifel: das Oupnek’hat! Zeit seines Lebens schwärmte der große Philosoph für dieses Werk, das er als das absolut lesenswerteste aller Bücher der Welt und als den „Trost meines Lebens und Sterbens“ bezeichnete. Als junger Mann hatte er diese früheste europäische Übertragung der indischen Upanischaden in der Weimarer Bibliothek entdeckt, während er mit Goethe Experimente zur Farbenlehre machte und von einer eigenen Philosophie träumte. Kurz danach, im Jahre 1815, zog er nach Dresden und studierte dieses Buch intensiv, während er sein Hauptwerk Die Welt als Wille und Vorstellung verfasste, wo er es ohne Unterlass zitiert. In seinem Notizheft von 1818 nennt er es vor Kant und Plato als ersten der drei Haupteinflüsse auf seine Philosophie; und noch vierzig Jahre später lag das Lieblingsbuch Schopenhauers ständig offen in seinem Arbeitszimmer an Frankfurts Schöner Aussicht – „bereit für seine tägliche Abendandacht“, wie ein Besucher vor 160 Jahren berichtete.

Was ist das für ein Buch? Was hat es mit dem Taj Mahal zu tun, mit dem indischen Vedanta, dem Buddhismus, der islamischen Mystik? Wie kam es nach Europa? Warum glaubte Schopenhauer, dass es eine orientalische Renaissance auslösen werde, welche die Renaissance des 15. Jahrhunderts in den Schatten stellt? Welche Rolle spielte es in der europäischen Geistesgeschichte, der Orientalistik, der deutschen Romantik, der Schopenhauerschen Philosophie?

anschl. Gespräch

Prof. Dr. Urs App ist ein Schweizer Forscher in den Gebieten der Buddhismuskunde, Geistes- und Ideengeschichte, Philosophie und der Geschichte der Ost-Westbeziehungen, lebt in Paris.