Skip to main content

Historie

"Aber ohne Mythos zu reden: solange unser Wille derselbe ist, kann unsere Welt keine andere sein!"

aus WWV, 2. Band

Inspiriert von drei philosophischen Quellen: indischer Denktradition, Kant und Platon, entwickelte der 27jährige Arthur Schopenhauer in seinem Dresdner Werk eine - so völlig neue - Perspektive auf die Welt, das Sein, die Gesellschaft und ihre Geschichte. Es wurde ein Buch für Jahrhunderte. Eine Tatsache, der er sich selbst immer sicher war. Seine Zeitgenossen jedoch ignorierten Buch und Autor vorerst fast vollständig. Nach einem kurzen misslungenen Versuch, eine akademische Laufbahn in Berlin zu beginnen, lebte und schrieb er bis zu seinem Tode 1860 unauffällig in Frankfurt/Main. Erst in den späteren Lebensjahren konnte er die sich anbahnende Komödie seines Ruhmes noch miterleben.

In den nachfolgenden Generationen ließen sich viele Menschen in aller Welt von seinen Gedanken inspirieren, anregen und oft auch trösten, darunter häufig Künstler: Richard Wagner, Franz Kafka, Samuel Beckett und Michel Houellebecq u. a.. In Dresden zählte die Ortsgruppe der Schopenhauer-Gesellschaft in den 1920er Jahren zu den mitgliederstärksten Vereinen der Stadt.

Mittlerweile hat dieses Werk einen festen, aber auch sehr eigenwilligen Platz in der Geschichte der Philosophie. Zudem beförderte es maßgebliche Entwicklungen in anderen Wissenschaften, so in der Psychoanalyse (Sigmund Freud) und der Relativitätstheorie (Albert Einstein). Man kann das Buch in verschiedener Hinsicht als einen ersten intellektuellen Auftakt in die postmoderne Epoche ansehen. Über die noch immer und vielleicht gerade wieder besondere aktuelle Relevanz des Werkes schrieb der Philosoph Peter Sloterdijk:

„Mag sein, daß Schopenhauers Lehre von der Resignation des Willens für den Lebenshunger der Menschheit in der heutigen ersten Welt noch befremdlich klingen muß…. Verzicht ist für die Modernen das schwierigste Wort der Welt. Schopenhauer hat es gegen die Brandung gerufen. Nach ihm sind die Fragen des Ethischen radikaler als je zuvor offen.“

aus: Lesebuch Philosophie Jetzt

schwarz weiss portrait

Herrn Stollberg, ehemals Leiter des Schopenhauer-Archivs in Frankfurt/M., ist es zu verdanken, dass der Aufenthalt Schopenhauers in Dresden ausführlich und sorgfältig recherchiert und dokumentiert wurde.